Meine Geschichte habe ich zusammen mit dem renommierten freien Journalisten, Herrn Jörg Burger, der für “Die Zeit” tätig ist, aufgearbeitet. Weil in dem Artikel bereits alles angesprochen wird, möchte ich auch auf diesen verweisen, damit ich nicht nochmals alles erzählen muß, was mir trotz einer gewissen “Routine” immer noch sehr schwer fällt. Den Artikel findet man unter
http://www.zeit.de/2009/53/Internetmobbing?page=all
Herr Burger hat sehr zeitintensiv und ordentlich recherchiert. Er hat sowohl mit der Polizei, dem Rechtsanwalt, anderen Beteiligten und namhaften Psychologen gesprochen. Er hat wochenlang in dem Hetzforum und in den Blogs gelesen. Immer wieder kamen Rückfragen, weil ich ihm Zusammenhänge erklären sollte. Aber wie erklärt man Zusammenhänge, die man selber nicht versteht? Man kann im Nachhinein sagen, dass die Aufbereitung dieses Artikels gut sechs Monate gedauert hat.
Die Fragen von Herrn Burger waren hart und gingen unter die Haut. Ich fühlte mich teilweise sehr unwohl, hatte auch Angst vor den Folgen der Veröffentlichung, wurde von Freunden und Bekannten als komplett unbelehrbar eingestuft und mußte mir immer wieder anhören, dass ich mit diesem Schritt in die Öffentlichkeit alles nur noch schlimmer machen würde, was sich auch bewahrheitet hat (**siehe unten). Aber ich war
doch längst in der Öffentlichkeit! Das Stalkerforum hat gründlich dafür gesorgt, dass ihre Verunglimpfungen, Anschuldigungen und Beleidigungen noch vor meinen Adressdaten an erster Stelle bei google stehen. Was hatte ich denn noch zu verlieren?
**Das Stalkingforum ist nach dem Erscheinen des Artikels komplett ausgeflippt und “Die Zeit” mußte die Kommentarfunktion deaktivieren. Ja, es wurde noch schlimmer und auch Herr Burger wird bis heute massiv angegriffen, weil er den Artikel geschrieben hat. Aber: Langfristig gesehen, das weiß ich heute, war es eine gute Entscheidung und ich bereue diesen Schritt nicht. Die Begründung liefere ich Ihnen in einem anderen Thema “Selbstjustiz ja oder nein?”
Im Zuge der umfangreichen Recherchen hat ein versierter Profi übrigens herausgefunden, dass das Stalkerforum (hier kurz CGB genannt) nur aus 1 – 4 Leuten besteht, die sich dem Cyberstalking verschrieben haben. Die Stalker bedienen sich unzähliger Doppel- und Dreifachnicks, um den Eindruck erwecken, dass viele User posten. Das trifft nicht zu. Es handelt sich um eine sehr kleine, aber höchst kriminelle Gruppe. Der Experte konnte das anhand von Satzaufbau, Interpunktion, Wortschatz usw. festmachen.
Letztendlich kann ich behaupten, dass ich es nicht bereue, an die Öffentlichkeit gegangen zu sein, denn allein das Schreiben bringt einen gewissen Grad an Befreiung, einen klaren Kopf und wieder Mut zum Leben.